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Hochwasser bedroht geplantes Atommülllager Würgassen

Würgassen/Beverungen. Mit einer Protestaktion hat die Bürgerinitiative Lebenswertes Bördeland & Diemeltal auf die Gefahr von Hochwasser für das geplante Atommüllzwischenlager Würgassen hingewiesen. 40 beleuchte gelbe „Atommüllfässer“ wurden dazu am Bootshaus Beverungen in die Weser gelassen. Auf der Pressekonferenz erläuterten Mitglieder der BI ihre Bedenken am intransparenten Standortauswahlverfahren. Gutachter halten es für rechtswidrig.

Zentrales Atommüllzwischenlager für ganz Deutschland

Das Wasser spritzt und wieder landet ein mit Stein und Lichterkette gefülltes „Atommüllfass“ in der Weser. An langen Schnüren treiben 40 Behälter im Wasser. Heinrich Wenisch von der Bürgerinitiative Lebenswertes Bördeland & Diemeltal hatte die Idee zu dieser Aktion. Sie soll die Gefahr einer Hochwasserflut im Dreiländereck verdeutlichen. Und die Gefahr, die durch ein geplantes Atommüllzwischenlager entstehen könnte. Die BGZ (Bundesgesellschaft für Zwischenlagerung) plant hier im hochwassergefährdeten Weserbogen bei Würgassen den Bau eines zentralen Atommüllzwischenlagers für radioaktive Abfälle aus ganz Deutschland. Ein Atommüllzwischenlager in einem hochwassergefährdeten Gebiet? Keine gute Idee. Das Weserbergland und die Weserregion bis zur Nordsee sitzen sprichwörtlich mit im Boot.

Risiko für Flut steigt durch Klimawandel

Auf die Hochwassergefahr ging der Geologe und Sachverständige Dr. Claus Schubert aus Hofgeismar bei der Pressekonferenz ein. Die Gefahr einer Hochwasserkatastrophe steige durch die Klimaveränderungen. Im letzten Juli im Ahrtal war zu sehen, was passieren kann. Autos, Brücken und ganze Häuser wurden fortgespült. „Keiner weiß, wann das nächste Weserhochwasser kommt. Das Risiko ist immer vorhanden“, sagte Schubert. Durch Bohrungen sei Hochflutlehm nachgewiesen, was beweise, dass das Wesertal seit Jahrtausenden Überschwemmungsgebiet sei.

Protestaktion der Bürgerinitiative an der Weser.
Mit beleuchteten gelben „Atomfässern“ wiesen Edith Götz und Josef Jacobi auf die Hochwassergefahr in Würgassen hin. © BI Lebenswertes Bördeland & Diemeltal

Salzablagerungen im Untergrund

Zu einem Auswahlverfahren gehört die geologische Untersuchung des Standortes. Das sei im vorliegenden Standortauswahlverfahren nicht ausreichend geschehen. „Risikofaktoren die gegen den Standort Würgassen sprechen, wurden nicht ausreichend gewürdigt“, betonte Dr. Claus Schubert. Als Beispiel nannte er Salzablagerungen im Untergrund. Bei Ausspülungen kann dies Erdfälle zur Folge haben, wie in unmittelbarer Nähe beim Nassen Wolkenbruch bei Trendelburg. Ein Beleg für Salzablagerungen seien die Salzsalinen bei Bad Karlshafen.

Pressekonfernz der BI am Bootshaus Beverungen
Geologe Dr. Claus Schubert erläuterte die Gefahren von Hochwasser und Erdfällen. © BI Lebenswertes Bördeland & Diemeltal

Expertengutachten stellt Rechtswidrigkeit fest

Auf ein Expertengutachten (Rechtsanwalt Siegfried de Witt, Prof. Dr. Karsten Runge) in dem der BGZ beim Auswahlverfahren Rechtswidrigkeit bescheinigt wird, wies Edith Götz hin. „Die intransparente Standortauswahl genauso wie das Scoring der in die Auswahl einbezogenen Flächen erfolgte unter Ausschluss der Öffentlichkeit der betroffenen Kommunen und ohne Diskurs innerhalb der Fachwelt. Eine unabhängige Datenerhebung sowie die Evaluierung des gesamten Auswahlprozesses fand nicht statt. Die nicht nachvollziehbare Auswahl und Gewichtung der Kriterien wurde nicht ausreichend begründet und keinem öffentlichen und fachlichen Review unterzogen,“ erklärte Edith Götz.

Steigende Verkehrsbelastung

Das geplante Atommüllzwischenlager sorgt auch für eine steigende Verkehrsbelastung in der Region. Neben dem zusätzlichen Güterverkehr auf der eingleisigen Strecke zwischen Ottbergen und Göttingen ist mit zusätzlichen LKW-Verkehr zu rechnen. Besonders auf den Zufahrtsstraßen im Solling oder der B 241 vom Autobahnanschluss Warburg nach Lauenförde. „Das Warburger Land und Borgentreich wären direkt betroffen“, sagte Josef Jacobi vom Vorstand der in Borgentreich ansässigen BI. So sei auch das „Nadelöhr“ Dalhausen eine besondere Gefahrenstelle.

Amazon würde hier nie bauen

Dr. Frank Woesthoff (NABU-Bundeskurator) betonte die Transparenz und Sorgfalt, mit der ein Standortauswahlverfahren durchgeführt werden muss. Wichtige Kriterien seien hier einfach beiseite gewischt worden. „Kein Amazon oder Logistiker würde auf die Idee kommen, hier ein Logistikzentrum hinzubauen. Kilometerweit entfernt vom nächsten Autobahnanschluss.“

Hoffen auf die neue Bundesregierung

Die Bürgerinitiative setzt nun auf die Politik. „Wir hoffen, dass mit der neuen Bundesregierung Bewegung in die Sache kommt“, unterstrich Hubertus Hartmann. Dies ist bei den Ländern Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen bereits der Fall. Ob ein Atommüllager im Wesertal notwendig ist, wollen die beiden Länder jetzt mit einem neuen Gutachten klären. Entsprechende Pläne wurden gerade bekannt gegeben.

Gelbe Fässer treiben in der Weser. Der Arbeitskreis „Würgassen“ der BI Lebenswertes Bördeland & Diemeltal, wies auf die Gefahr durch Hochwasser für das Atommüllzwischenlager Würgassen hin. © BI Lebenswertes Bördeland & Diemeltal

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