Ausbau der Windenergie mit Augenmaß gefordert

Ein verendeter Rotmilan unter einer Windkraftanlage bei Nieheim-Holzhausen. Für viele gefährdete Vogelarten stellen die Windräder eine tötliche Gefahrenquelle dar. © Frank Grawe

Dalheim. Das Thema Windenergie im Kreis Höxter beschäftigte die Bürgerinitiative Lebenswertes Bördeland und Diemeltal auf der Mitgliederversammlung am Mittwoch in der Alten Schule in Dalheim. Frank Grawe, Leiter der Landschaftsstation im Kreis Höxter, bewertete die derzeitigen Planungen aus naturschutzfachlicher Sicht. Er machte deutlich, dass er nicht grundsätzlich gegen Windkraftanlagen ist. Der Ausbau aber mit Augenmaß erfolgen müsse.

Windenergie: Vierfache Leistung des Kernkraftwerks Würgassen

Im Kreis Höxter sind derzeit 177 Windräder im Betrieb. Genehmigt und im Bau befinden sich 128 Windenergieanlagen und beantragt sind 254 Windenergieanlagen. Alle Anlagen zusammen kommen auf eine Leistung von rund 2.800 Megawatt. Das ist etwa die vierfache Leistung des ehemaligen Kernkraftwerks in Würgassen. Dieses leistete 670 Megawatt. Während die bestehenden Anlagen eine durchschnittliche Höhe von 130 Metern haben, beträgt die Höhe der geplanten Anlagen 255 Meter. Die Windräder werden daher im gesamten Kreis weithin sichtbar sein.

Die Hälfte aller Windkraftanlagen in ganz Ostwestfalen

Auf einer Fläche von mindestens 7100 Hektar sind im Kreis Höxter die Hälfte aller Windkraftanlagen in ganz Ostwestfalen geplant. Die Landschaftsstation im Kreis Höxter hat vor Offenlage des Regionalplans für mehrere aus Sicht des Artenschutzes besonders kritischen Stellen eine teilweise Rücknahme oder Verschiebung der Konzentrationszonen angemahnt. „Von diesen wohl begründeten Eingaben ist nichts berücksichtigt worden!“, zeigte sich Frank Grawe enttäuscht.

Abstände zu Naturschutzgebieten oft nur wenige Meter

Die neuen Anlagen haben mit durchschnittlich 255 Metern etwa die doppelte Höhe wie die derzeit bestehenden. „Der Mindestabstand zu Wohngebäuden beträgt teilweise gerade einmal die zweifache Anlagenhöhe, die Abstände zu Naturschutzgebieten, teils mit zahlreichen Individuen kollisionsgefährdeter Vogelarten, betragen oftmals nur wenige Meter!“, machte Frank Grawe deutlich.

Frank Grawe (links), Leiter der Landschaftsstation, referierte bei der Mitgliederversammlung der BI zum Windkraftausbau im Kreis Höxter. Hinten (v.l.) der Vorstand mit Josef Jacobi, Rainer Mues und Huberta Schreier. © Günter Schumacher

Durch die vom Gesetzgeber gewollte Beweislastumkehr (Genehmigungsbehörde hat, anders als bisher, Konflikte zum Beispiel beim Artenschutz nachzuweisen) wurden Hürden für eine Genehmigung auf Kosten zahlreicher Arten deutlich gesenkt. Das bedeutet, dass Genehmigungsbehörden durch jüngst geänderte Gesetze oder neue Gesetzgebungen kaum mehr Möglichkeiten haben, beantragten Anlagen selbst bei großen Konflikten unterschiedlicher Art wie dem Artenschutz, dem Schutz des Menschen und des Landschaftsbilds, die Genehmigung zu versagen.

Wildwuchs von Windrädern im Kreis Höxter verhindern

Dazu kommt: „Dort, wo erst einmal Anlagen stehen, ist nach geltendem Recht der Bau weiterer Anlagen genehmigungstechnisch – sogar außerhalb der festgelegten Konzentrationszonen und Vorrangflächen – leichter möglich“, unterstrich der Leiter der Landschaftsstation. Unter den Mitgliedern folgte eine lebhafte Diskussion über die derzeitige Situation. „Die Bedeutung der Erneuerbaren Energien stellen wir nicht in Frage. Ein völliger Wildwuchs von Windrädern im Kreis Höxter muss aber verhindert werden“, brachte es BI-Vorstand Josef Jacobi auf den Punkt.

Neben der Diskussion über die Windkraft wurde auch wieder von den zahlreichen Aktivitäten der BI im vergangenen Jahr berichtet. Im April veranstaltete die Bürgerinitiative wieder den Borgentreicher Pflanzenflohmarkt am Steinernen Haus. Über 20 Aussteller und zahlreiche Hobbygärtner und Pflanzenfreunde waren dabei.

BI mit Bio-Brotbox-Aktion in Willebadessen und Peckelsheim

Die bundesweite Bio-Brotbox-Aktion wurde auch in diesem Jahr von der Bürgerinitiative unterstützt. Die Verteilung der Frühstücksboxen mit einem gesunden Frühstück aus regionalen Bio-Produkten fand in diesem Jahr an den Grundschulen in Peckelsheim und Willebadessen statt. Insgesamt 100 Kinder freuten sich über die gelben Boxen, gefüllt mit Äpfeln und Möhren vom Biolandhof Engemann, Käse vom Biohof Jacobi und Bio-Brötchen von der Lebenshilfe aus Ottbergen.

Kinder mit gelben Bio-Brotboxen auf dem Pausenhof der Grundschule Willebadessen.
60 Bio-Brotboxen mit einem leckerem regionalen Bio-Frühstück wurden an der Grundschule Willebadessen an die Kinder verteilt. © BI Lebenswertes Bördeland & Diemeltal

In Warburg organisierte die BI in diesem Jahr drei Feierabendmärkte, wobei die Märkte in der Warburger Altstadt stets sehr gut besucht sind. Das Konzept, in entspannter Atmosphäre bei Musik und mit regionalen Produkten und Speisen den Abend zu genießen, kommt an. Auch im kommenden Jahr sind daher wieder drei Feierabendmärkte in Warburg geplant.

Aktionswochen für nachhaltige Ernährung in Warburg

Im September führte die BI die Aktionswochen für nachhaltige Ernährung durch. Neben dem Feierabendmarkt mit Kochaktion organisierte die Bürgerinitiative eine Frühstücksmeile auf dem Warburger Neustadtmarkt, einen Erzeuger-Verbraucher-Dialog im PZ und eine „Tour regional“ durch die Warburger Altstadt. Gefördert wurden die Aktionswochen von der Rentenbank.