Kategorie: Arbeitskreis Würgassen

Der Arbeitskreis Würgassen hat sich im Jahr 2021 innerhalb der BI Lebenswertes Bördeland und Diemeltal e.V. gebildet. Einige Mitglieder des ehemaligen Vorstands der BI Atomfreies 3-Ländereck haben sich mit Mitgliedern des Vorstands der BI zusammengeschlossen. Gemeinsam wollen sie gegen das geplante Atommüllzwischenlager in Würgassen vorgehen und die Bevölkerung über das Vorhaben und die Entwicklung informieren.

BI Lebenswertes Bördeland und Diemeltal gründet neuen Arbeitskreis Würgassen

Nach über 30 Jahren kämpft die BI erneut gegen die Gefährdung unserer Heimat. Damals haben wir eine Giftmülldeponie verhindert, jetzt werden wir das riesige Atommüllzwischenlager in Würgassen verhindern. Die Bürger:innen im Dreiländereck Niedersachsen, Hessen und Nordrhein-Westfalen hatten nach dem „Aus“ des Atomkraftwerkes in Würgassen den Versprechungen geglaubt, dass dort eine grüne Wiese entsteht. Jetzt soll dort eine riesige Lagerhalle für Atommüll gebaut werden. Und die vielen dafür nötigen LKW- und Bahntransporte mit Atommüll würden unsere Region täglich zu einem unsicheren Ort machen.

Unsere strukturschwache Region ist gerade dabei, sich ein Standbein im Bereich Tourismus zu erarbeiten. Das riesige Atommüllzwischenlager wäre das sichere Aus dieser Bemühungen. Damit würde unserer Region ein Teil der Existenzgrundlage genommen.
Die Folge wäre: Das Weser-, das Diemeltal und das Bördeland sind im Bann des Atommülls und der vielen Transporte nicht mehr lebenswert; die Besucher:innen meiden unsere Gegend, die Bewohner:innen ziehen weg.

Bürgerinitative „Lebenswertes Bördeland und Diemeltal“ gründet neuen Arbeitskreis

Nach dem Atomkraftwerk fordert man das Schicksal nun ein weiteres Mal heraus, nach dem Motto: es ist schon mal gut gegangen, wir können es ja noch mal versuchen: Es soll eine Halle auf löchrigem Grund gebaut werden. Was passiert mit dem Atommüll in der Halle, wenn Schäden an der Halle auftreten? Unsere Region ist ein Erdfallgebiet. Ein bekanntes Beispiel dafür ist der Nasse Wolkenbruch bei Trendelburg. Das darf nicht ignoriert und wegdiskutiert werden. Wieso steckt diese Bundesbehörde immenses Geld in eine Planung, die nicht haltbar ist? Wer muss dafür zur Verantwortung gezogen werden? Hat sich diese Behörde von der Politik, von den Bürger:innen verabschiedet und führt ein Eigenleben?

Der Kreis Höxter nennt sich stellvertretend als Beispiel für die anderen Kreise „Kulturregion“ auf der Grundlage, dass sich unser Staat zur Aufgabe gemacht, dass eine besondere Wertschätzung von Kultur Grundlage unseres Staates ist. Die Pandemie hat dies noch einmal besonders deutlich gemacht und ein Hunger nach Kultur nach „Corona“ ist schon jetzt absehbar. Auch dies alles ignoriert die Bundesbehörde.

Wir wollen ein „Lebenswertes Bördeland, Diemel- und Wesertal“. Das soll unsere Zukunft sein. Dafür setzen wir uns ein. Die Einrichtung des neuen Arbeitskreises, mit dem wir dieses Thema weiter in unseren Wirkungskreis tragen wollen, ist ein erster Schritt in diese Richtung.

Weitere Info: Brief an den neu gewählten Vorstand der Initiative Atomfreies 3-Ländereck e.V.

BI gegen Atommülllager in Würgassen

Das AKW Würgassen in den 1980er Jahren im Fotoalbum.

Borgentreich/Würgassen. Die Pläne im Dreiländereck NRW, Hessen-Niedersachsen ein zentrales Bereitstellungslager für Atommüll einzurichten, treffen auch bei der BI „Lebenswertes Bördeland und Diemeltal“ auf Widerstand. „Wir kämpfen seit 30 Jahren für eine lebenswerte Region. Wir unterstützen die Initiativen gegen das neu geplante Bereitstellungslager in Würgassen “, unterstreicht Josef Jacobi (Foto) vom BI-Vorstand.

BI lehnt Atommüll-Zwischenlager in Würgassen ab

Josef Jacobi aus Körbecke ist ein „Urgestein“ der Anti-AKW-Bewegung. Bei großen Veranstaltungen in Brokdorf, Wackersdorf, Gorleben, Wethen, Hannover und in Würgassen war er dabei. Zu zahlreichen Demonstrationen ist er mit seinem Trecker von Körbecke nach Würgassen aufgebrochen, um gegen das Atomkraftwerk zu protestieren.

Und Josef Jacobi hat eine klare Position: „Wir sind immer gegen Atomkraftwerke gewesen, weil es zu gefährlich ist. Wir haben uns für die Abschaltung der Meiler eingesetzt. Was da nun gemacht wird, ist nicht richtig. Das ist schlechte Informationspolitik.“

„Schacht Konrad“ nicht genehmigungsfähig

„Schacht Konrad ist nach heutiger Rechtslage nicht genehmigungsfähig. Jetzt wird versucht uns ein möglicherweise ewiges Zwischenlager vorzusetzen“, befürchtet Josef Jacobi. „Dann soll man das auch so sagen“. Er hält die Konzeption mit Würgassen als Logistikdrehscheibe für radioaktive Abfälle für falsch. Wenn radioaktiver Müll entsteht, müsse er nicht nach Würgassen geliefert werden. Er soll da behandelt und zwischengelagert werden, wo er entsteht.

Die Informationspolitik der Bundesgesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ) müsse sich verbessern. Ein offener Umgang mit dem Problem und den Politikern sei notwendig, unterstreicht Josef Jacobi.

Erste Berührung mit dem Thema Atomenergie hatte Josef Jacobi bereits Ende der 1960er Jahre. Alfred Dregger, hessischer Bundestagsabgeordneter der CDU, absolvierte damals einen Wahlkampfauftritt in der Warburger Stadthalle. Das AKW Würgassen war noch in Bau. Das war eine andere Zeit, erinnert sich der Körbecker Biobauer. „Es wurde gesagt, jetzt beginnt das Atomzeitalter. Erste kritische Stimmen waren zu hören.“

Demonstration 1981 im nordhessischen Wethen gegen eine atomare Wiederaufbereitungsanlage (WAA).

3000 Menschen demonstrierten 1981 im nordhessischen Wethen gegen eine atomare Wiederaufbereitungsanlage (WAA). Josef Jacobi (links) spricht zu den Teilnehmern.

Wiederaufbereitungsanlage in Wethen verhindert

Die Anti-Atomkraftbewegung hatte in den Folgejahren großen Zulauf und Anfang der 1980er Jahre wurde im nordhessischen Wethen erfolgreich eine Wiederaufbereitungsanlage für Atommüll verhindert. Im Juni 1981 versammelten sich dazu 3000 Menschen aus der Region, davon 500 Landwirte mit ihren Treckern,  zu einem lautstarken Protest. Josef Jacobi war mit dem Trecker dabei.

Auch die Tage nach der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl im April 1986 sind ihm noch sehr präsent: „Wir durften unser eigenes Futter nicht mehr verfüttern und haben es dem Atomkraftwerk in Würgassen vor die Tür gekippt.“ Die Organisation „Robin Wood“ besetzte acht Tage die Strommasten am Atomkraftwerk Würgassen. „Wir sind dann mit 20 Treckern von Körbecke, Borgentreich und Haarbrück dort hingefahren, um sie zu unterstützen.“

Aktivisten der Organisation "Robin Wood" besetzten Strommasten am Atomkaft Würgassen.

Nach der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl im April 1986: Aktivisten von „Robin Wood“ haben die Strommasten am AKW Würgassen besetzt.

Die Weihnachtstage 1987 sind ihm ebenfalls gut noch in Erinnerung. Es gab damals einen Skandal, als atomare Abfälle aus Würgassen von der Firma Transnuklear illegal nach Belgien geliefert wurden. „Wir haben daraufhin drei Tage das Haupttor am AKW Würgassen blockiert.“ Bei einer weiteren Aktion rissen Demonstranten mit einem Presslufthammer am Haupttor das AKW Würgassen „symbolisch“ ab.

„Grünen Wiese“ in Würgassen weiter das Ziel

Nach heftigem Widerstand und wiederholten Sicherheitsmängeln wurde das AKW Würgassen 1997 stillgelegt. Im Jahr 1997 begann auch der Rückbau und das Ziel der „grünen Wiese“ wurde versprochen. Dieses Ziel hält Josef Jacobi für richtig und unterstützt es weiterhin.

In der Bürgerinitiative „Lebenswertes Bördeland & Diemeltal“ engagieren sich Personen, die sich mit dem Thema Atomenergie seit vielen Jahren kritisch befassen. Die BI wird die geplanten Maßnahmen in Würgassen daher aufmerksam begleiten. Durch das Coronavirus kann eine Vorstandsversammlung der BI derzeit nicht stattfinden. Auf der nächsten Versammlung wird sich die BI mit dem Thema „Atommüll-Zwischenlager“ befassen und der Vorstand Position dazu beziehen.